Der Verein „Kramerey vnd Kurtzweyl e.V.“ wurde im Oktober 2022 gegründet um den traditionsreichen Mittelaltermarkt auf Schloss Homburg wiederzubeleben. Hier nun ein paar Infos zur Entstehungsgeschichte:
Kramerey vnd Kurtzweyl e.V. 2023
Eigentlich hatte ich nicht geglaubt, dass wir uns mit dem mittelalterlichen Markt auf Schloss Homburg noch einmal beschäftigen würden. Seit 2019 gab es dafür keinen Veranstalter mehr. Auch der Verein Kramer Zunft und Kurtzweyl gehört der Vergangenheit an. Die Trennung von der Musikgruppe Kurtzweyl erfolgte bereits 1988. Wenn wir auch das „Kriegsbeil“ längst begraben hatten und freundschaftlich miteinander umgegangen waren: Warum sollten wir, Jürgen Körber und ich, an dieser Stelle noch einmal aktiv werden?
Die Initiative zu der Neugründung kam nicht von uns, sondern von Marie Brück, die derzeitig den Kulturausschuss des Oberbergischen Kreises leitet. Sie fand mit ihrer Idee rasch Sympathien beim Kreiskulturamt und damit der Leitung des Kreismuseums auf Schloss Homburg. Viel wichtiger aber war, dass Zustimmung kam, wo auch immer wir von der Idee erzählten. Für viele Oberberger scheint der Maimarkt zum festen Bestand der Kindheitserinnerungen zu zählen. Und in Kollegenkreisen war es ähnlich: Schloss Homburg bietet eine besonders stimmungsvolle Kulisse und KZK gehörte zu Spitze der Marktorganisatoren, was Originalität und Authentizität betrifft.
Da sich mit dem Duo ConFilius und dem Gaukler Lupus Kollegen zu uns gesellten, die seit ewigen Zeiten mit dem Markt verbunden sind; da zudem mit Andreas Tabor ein erfahrener Beschicker aus der Region hinzu kam, haben wir es gewagt, einen neuen Verein mit dem alten Namen zu gründen. Unverzichtbar für die Wiederbelebung des Mittelaltermarktes aber war und ist die Kooperation mit dem Kreismuseum und die Unterstützung durch die Kommune Nümbrecht. Etliche andere Einrichtungen unterstützen uns ideell und finanziell, genannt seien mehrere Kulturförderprogramme, die Sponsoren aus örtlichem Gewerbe, der Bürgerbusverein Nümbrecht und viele andere. Besonders erwünscht ist die Anbindung an das Kulturangebot der Region: Die Musikschule der Homburgischen Gemeinden, die Grundschule Grötzenberg, einige hiesige Handwerker, Künstler und Händler freuen sich darauf, den Markt kulturell und kulinarisch zu beleben.
So wollen wir es also wagen. Nicht nur 2023. Wir wollen in den kommenden Jahren mit wechselnden Schwerpunkten immer wieder neue Akzente setzen.
Barbara Degener
Kramerey und Kurtzweyl 1981/82
Der erste Mittelaltermarkt auf Schloss Homburg
Zu meinen schönsten Erinnerungen zählt der Markt auf Schloss Homburg 1982 – . Nach einigen Pilotprojekten unter dem Namen „Kurtzweyl mit Uphladin“ im Jahr 1981, gingen wir zum ersten Mal mit einem eigenen Projekt an die Öffentlichkeit. Und das mit einem Schwung und einer Begeisterung, wie ich sie selten mehr empfunden habe. Wir wollten Kultur und Lebensweise des Mittelalters darstellen, einen Markt, wie es ihn Ende des 14. Jhs gegeben haben mochte. Wir, das waren die Musikgruppe Kurtzweyl und einige Händler und Handwerker. Wir hatten uns auf sogenannten Nostalgiemärkten kennengelernt und waren es satt, zwischen Strumpfhändlern, Frittenbuden und Kirmesorgeln übersehen und überhört zu werden. Statt dessen wollten wir einen Markt, auf dem Handwerker alte Techniken vorführten, auf dem man Speisen, Getränke und Waren kaufen konnte, die es auch im Mittelalter gegeben hat und auf der unverstärkt Musik erklang, die in diese Zeit gehörte. Wir bauten Stände, nicht immer sehr solide und mit viel Improvisation, wir nähten Gewänder nach Vorlagen aus der Kunstgeschichte (sowas konnte man nicht googeln und nirgendwo kaufen), erfanden Personal, das unserer Meinung nach unbedingt dazu gehörte: Herold und Marktvogt, Büttel, Henker, Spielweiber, Pfaffe, Possenreißer. Wir erdachten eine neue Sprache, orientiert an alten Texten und unserer wirklich überschäumenden Fantasie.
Es waren nur eine Handvoll Menschen, die diesen ersten Verein gegründet haben. Aber der Funke sprang rasch über. Zunächst mal bei Frau Mehlau, der damaligen Leiterin des Museums auf Schloss Homburg. Wir verdanken ihr unendlich viel! Und dann bei vielen Begeisterten, die uns besuchten und unser Standangebot bereicherten. Schon bald hatten wir eine orientalische Ecke, bevölkert mit Gestalten wie Ali Ben Juffi (Walter Jordan leitet heute das Museum in Bergneustadt), den Reisbrätern (einer davon war Axel Krieger vom Schauspielhaus Bergneustadt), der indischen Händlerin, der „Rose von Jericho“. Irgendwann gesellte sich der Moccamaker (Martin Rath und seine Familie belebten das Geschehen auf vielerlei Weise seit 1983) hinzu.
Im Laufe der Jahre gab es eine Unzahl von Nachahmern dieser Idee in ganz Westdeutschland. Nach der Wiedervereinigung konnten wir erleben, dass es auch in den neuen Bundesländern eine entsprechende Tradition gegeben hat mit sehr spannenden anderen Schwerpunkten. Kramerey und Kurtzweyl aber war der Pionier. Ab 1987 wechselte die Mehrheit der Mitglieder nach internen Differenzen zu Kramer Zunft und Kurtzweyl e.V. Dieser Verein sorgte für viele wunderbare Mittelaltermärkte auf Schloss Homburg, (vorübergehend auch in Nümbrecht) und lebt in der Erinnerung vieler Oberberger fort.
Barbara Degener